Kopfjogging
Wie heißt es doch so schön: „Einfach mal die Birne freikriegen“. Leichter gesagt als getan, aber die Idee war doch ganz einfach, viel Natur, Ruhe, gutes Essen und tolle Ausritte.
Gesagt, gebucht. Es ging im Mai für eine Woche in den Bayrischen Wald zum „Habereder“ ins schöne Dorf Riggerding. Ein renovierter, ca. 300 Jahre alter Bergbauernhof, auf dem, neben der Familie, über 50 Andalusier leben. Angenehme familiäre Atmosphäre, viel Natur und entspannte Leute, Herz was willst du mehr. Wenn nur der Kopf nicht wäre. So langsam stieg schon ein wenig Aufregung in mir hoch. Immerhin saß ich fast acht Jahre nicht mehr im Sattel und dann auch noch das Experiment Westernreiten…
Die hilfsbereiten Mit(st)reiter waren klasse, da konnte ja nichts mehr schief gehen. Wenn nur das Kopfkino nicht wäre… Ach egal, nur Mut, ich fragte mich nur ständig, warum man als Teenager keinen Gedanken an irgendwelche Stürze verschwendet – wird schon schiefgehen.
Dann in den Sattel geschwungen und die Natur genießen. Über Felder, durch einsame Wälder, buchstäblich über Stock und Stein, dann kam das erste Go zum Galopp. Loslassen ist gar nicht so einfach! Wow, das Gefühl der Freiheit blitzte zwar kurz auf, aber so ganz frei war ich noch nicht. Trotzdem, auch diesen ersten Ausritt habe ich schon genossen. Wieder auf dem Hof rutschte ich mit klapprigen Knien aus dem Sattel, fester Boden – auch nicht schlecht. Erst die Pferde fertig machen und dann das wohlverdiente Radler genießen. Der Tag ging in gemütlicher Runde im Saloon zu Ende.
Erstaunlicherweise konnte ich am zweiten Tag fast problemlos aufstehen, es konnte also weitergehen. Kopfjogging, ja es setzte wieder ein – täglich grüßt das Murmeltier. Faszinierend zu bemerken, was der Kopf für eine Macht ausüben kann, wenn man ihn lässt. Auch der zweite Tag brachte nicht das große Gefühl der Freiheit. Egal, nur nicht aufgeben. Es wurde von Tag zu Tag besser und ich lernte auch hier endlich meinem Bauch zu vertrauen und den Kopf auszuschalten.
Wir verbrachten eine ereignisreiche Woche mit vielen Eindrücken und tollen Menschen. Natur und Wetter in all seinen Ausprägungen. Es war schön die alten Liebe zu den Pferden wieder aufleben lassen zu können, aber das Beste war die Erfahrung den eigenen Schweinehund an die Leine legen zu können. Am Ende der Woche konnte ich jeden Ausritt wirklich in vollen Zügen genießen und mein Kopf bekam endlich die lang ersehnte Auszeit. Eine Woche – eigentlich zu kurz, das schreit nach Wiederholung. Auch dank der einzigartigen Gemeinschaft auf dem Hof, Menschen, die zum Teil schon viele Jahre ihr freie Zeit dort verbringen und alle genau den Umgang mit den Tieren pflegen, den ich hier schon lange gesucht habe.
Für alle, die neugierig geworden sind: http://www.reiterhof-habereder.de/
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